Mittwoch, 4. März 2015

Der (un)freie Tanzbär

Hallo zusammen ^-^
Uff heute schrieben wir in der Schule wieder einen Aufsatz und die Themen waren allesamt Kacke.
Entweder es waren Erörterungen, Analysen oder eine Bildinterpretation. Normalerweise hatte es immer noch ein kreatives Thema, welches man in Form einer Kurzgeschichte schreiben konnte. Dies fehlte dieses Mal.
Ich entschied mich für das Thema "Der Tanzbär". Hier musste man die Fabel "Der Tanzbär" von Gellert und die Version von Lessing lesen, daraus die Moral herausfinden, die beiden Moralen vergleichen und die Frage beantworten, warum Lessing Gellerts moralischer Satz kritisierte.
Hatte dieses Mal wirklich Probleme mal auf einen grünen Zweig zu kommen. Und das was dabei herauskam, war nicht wirklich was gescheites. Naja ich habs versucht ^^.



Der (un)freie Tanzbär
Die Texte von Christian Fürchtegott Gellert und Gotthold Ephraim Lessing mit dem selben Titel „Der Tanzbär“ handeln jeweils von einem Bären, der aus seiner Gefangenschaft entflohen ist und seine dort erlernte Fähigkeit den anderen Waldtieren zeigt.
Doch in der Moral, welche übermittelt wird, unterscheiden sich die beiden Texte sehr. In beiden Texten, findet man die Moral am Ende des Textes.

Im Text von Christian Fürchtegott Gellert, beginnt der Bär aus Gewohnheit zu tanzen und beeindruckt damit die anderen Bären. Als diese denselben Tanz jedoch nicht auch so gut fertig bringen und der Unterschied zwischen dem Tanzbären und den gewöhnlichen Bären erkenntlich wird, wird sein Handeln als etwas Negatives interpretiert. In diesem Text lautet die Moral, man solle seine Fähigkeiten nicht all zu offen zeigen, ansonsten zieht man schnell Neid auf sich und somit das Missgünsten der Anderen.

Die Fabel von Gotthold Ephraim Lessing ist bei weitem viel kürzer und es wird wenig auf die Gefangenschaft des Bären eingegangen. Der Bär beginnt sofort, kaum ist er aus seiner Gefangenschaft entkommen, zu tanzen und prahlt mit seiner Fähigkeit, die ihm einst aufgezwungen wurde. Durch das setzt er seine Tätigkeit fort, vor der er aus seiner Gefangenschaft geflohen ist. Der alte Bär schickt ihn daraufhin fort mit einer Bemerkung der Sklaverei des Tanzbären. Am Schluss wird dieselbe Situation auf den Menschen übertragen und die Moral wird etwas deutlicher. Es wird von einer guten Position geschrieben, welche jedoch fragwürdig erreicht wurde. Und erhält man nun eine solche gute Position, bedeutet dies denn nun etwas Gutes oder ist es nicht eine Kritik. Sollte man also mit solch einer Position prahlen, wenn sie im Grunde aus etwas Negativem entstanden ist und aufgezwungen wurde?

Die beiden Fabeln, obwohl sie die gleiche Geschichte erzählen, vermitteln jeweils einen völlig anderen Eindruck und eine unterschiedliche Moral. In der Fabel von Gellert, wo die Moral ist, man sollte nicht prahlen, wird die Fähigkeit des Tanzens vom Tanzbär alleine betrachtet. Keiner der Bären aus dem Wald fragt sich, wie der Tanzbär zu seiner Fähigkeit gekommen ist. Zuerst wird er für diese bewundert und nachdem die anderen Bären nicht alleine auf den Hinterbeinen gehen können, beneiden sie den Tanzbären. Jedoch das der Tanzbär diese Fähigkeit nur durch Zwang erlernt hatte, dies wird von keinem der Bären hinterfragt. Aber auch der Tanzbär hinterfragt hier seine Fähigkeit nicht. Auf dies wird in dieser Fabel nicht eingegangen.

Ganz anders in der Fabel von Lessing, wo der Tanzbär vor allen Bären sein Kunststück vorführt und diese sogar dazu aufruft mitzumachen. Hier stösst er jedoch nicht auf dieselbe Begeisterung wie in der Fabel von Gellert, sondern auf Kritik. Der alte Bär schickt ihn sofort weg, ehe einer der Bären zu tanzen beginnen kann. Denn anders als bei Gellert, wird die Tanzfähigkeit vom Tanzbären hinterfragt und die Fähigkeit rückt somit in den Hintergrund. Im Vordergrund liegt eher wie diese Fähigkeit erlernt wurde und wie mit diesem Zwang umgegangen wird.

Der alte Bär, welcher in dieser Fabel der Aufgeklärte ist, denkt eigenständig und hinterfragt das Tanzen des Bären „Dergleichen Kunst zeigt deinen niedern Geist und Sklaverei“. Eine Andeutung darauf, dass der Tanzbär seine aufgezwungene Fähigkeit nicht hinterfragt und selbst in Freiheit noch in dieser Sklaverei lebt, in dem er weiterhin sein Kunststück das Tanzen aufführt.
Und in diesem Hinterfragen liegt der Unterschied der beiden Fabeln und ihrer jeweiligen Moral.

Warum sind aber diese beiden Fabeln, welche die gleiche Geschichte erzählen, so unterschiedlich? Gellert schrieb seine Fabel 1746/1748, worauf Lessing seine Fabel als eine kritische Antwort schrieb. Denn Lessing, der ein grosser Aufklärer war, kritisiert in seinem Text das Verhalten des Bären. Denn wie von mir erläutert, handelt es sich beim Text von Gellert wenig um einen Text der Aufklärung. In dessen Fabel konnte man kein selbständiges Denken erkennen, sondern es wurde akzeptiert, dass dem Bären eine Fähigkeit aufgezwungen wurde und dass die anderen Bären, ohne weiter zu denken, auch versuchten diese Fähigkeit zu erlernen. Schlussendlich waren die Bären, die bisher in Freiheit gelebt haben, auf die Fähigkeiten des Tanzbären neidisch, obwohl er diese in Gefangenschaft lernte. Dies zeigt das wenig aufgeklärte Verhalten der anderen Bären, denn auch sie hinterfragen die Fähigkeit des Tanzbären nicht.

Es ist sehr interessant wie sich die Moral einer Geschichte so deutlich verändern kann, nur durch das kritische Denken. Das Detail macht den Unterschied.
 

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